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Hitchcock am Set seines Stummfilms The Mountain Eagle: Energisch aber suchend |
- The Ring: 1 Messer
- Pleasure Garden: 2 Messer
- The Farmer's Wife: 2 Messer
- Downhill: 3 Messer
- Champagne: 4 Messer
- Easy Virtue: 5 Messer
- The Manxman: 6 Messer
- The Lodger: 8 Messer
Man merkt schnell, dass wir es hier nicht mit einer Glanzleistung des Stummfilmkinos zu tun haben. Hitchcocks Ruhm als Stummfilmregisseur speist sich fast ausschließlich aus dem unglaublich guten Film The Lodger, dem ersten echten Hitchcock-Film, wie er selbst betonte. Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass es der einzige echte Hitchcock-Film aus der Stummfilmzeit ist. Denn auch wenn ich Manxman sehr mochte und viele Themen des späteren Hitchcocks darin entdecken konnte, war es am Ende ein Film ohne Suspense, also ohne das, was Hitchcock berühmt machen sollte.
Wir wissen, dass Hitchcock bei seinen späteren Filmen als notorischer "Kontroll-Freak" auftreten würde, als Demiurg, der alle Bestandteile der Filmkunst in seinen Händen halten wollte. Das konnte der frühe Stummfilm-Hitchcock noch nicht.
Stummfilm-Hitchcock am Gängelband der Studios
Hier war er zu Beginn seines Schaffens, etwa bei Pleasure Garden, ein Getriebener, wie die oft von ihm erzählte Anekdote zu den Dreharbeiten in Italien beweist (siehe Truffaut 28-35). Später bearbeitete er Stoffe, die er nicht frei wählen konnte, die ihm entweder bei Gainsborough Pictures der Produzent Michael Balcon zuteilte (Pleasure Garden, The Mountain Eagle, Downhill, The Lodger, Easy Virtue), oder bei British International Pictures (BIP) der Produzent John Maxwell (The Ring, Champagne, Farmer's Wife, Manxman).
Zwar hatte Hitchcock bei BIP andere technische Möglichkeiten sowie ein beträchtliches Einkommen, aber künstlerisch fühlte er sich dort unterfordert. Elf Filme drehte er insgesamt für die BIP, bevor er sie 1933 nach Waltzes from Vienna verließ. Hier die Liste der British International Pictures-Filme von Hitchcock, die ersten vier sind Stummfilme, Blackmail ein Hybrid, danach alle weiteren Tonfilme:
- The Ring (1927)
- The Farmer's Wife (1928)
- Champagne (1928)
- The Manxman (1929)
- Blackmail (1929)
- Juno and the Paycock (1930)
- Murder! [zwei Mal gedreht, daher manchmal doppelt gezählt] (1930)
- The Skin Game (1931)
- Number Seventeen (1931)
- Rich and Strange (1931)
- Waltzes from Vienna (1933)
Zwischenzeitlich trug er sich sogar mit dem Gedanken, den Regiestuhl für immer zu räumen und sich aufs Produzieren zu verlegen. Ein Glück, dass es soweit nicht kommen sollte. Aber das ist eine Geschichte für spätere Posts.
Suchende Stummfilme
Will man Hitchcocks Stummfilmphase also auf ein Schlagwort bringen, dann ist es: Suchen. Suchen nicht so sehr nach einer Bildsprache (auch wenn die immer noch eher experimentell als stilsicher zu nennen ist), sondern die Suche nach einem Genre. Sportlerfilme? Romanzen? Melodramen? Sozialstudien? Oder eben doch: Thriller und Suspense.
Wir kennen aus heutiger Sicht natürlich die Antwort. Aber das soll uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hitchcock sie 1929 eben noch nicht kannte.
Blick man auf die Filme der 1930er Jahre, sieht man dort eine Reihe von Filmtiteln, die auch heute noch sehr beliebt bei Publikum und Kritik gleichermaßen sind. Diese Titel weisen darauf hin, dass nach der Stummfilmphase des Suchens langsam die Tonfilmphase des Findens anbricht. Freuen wir uns also auf Hitchcocks Tonfilme ab 1929.
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Die neun Stummfilme Hitchcocks in chronologischer Reihenfolge |
Kronshage, Eike. "Hitchcocks Stummfilme: Ein Zwischenfazit." Hitchcock: Rewatch 2022, 07.06.2022, https://hitchcock22.blogspot.com/2022/06/hitchcocks-stummfilme-ein-zwischenfazit.html.
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