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Es werden Posts vom Juni, 2022 angezeigt.

Hitchcock #015: Number Seventeen (1931), oder: Was zum ...

Auch das Publikum möchte bei Number Seventeen am liebsten schreien... François Truffaut sagte über Hitchcocks Number Seventeen : "Er ist amüsant, aber die Handlung ist recht konfus " ( Truffaut 71). Damit stellt Truffaut einmal mehr seinen filmkritischen Scharfblick unter Beweis. Hitchcock, als Kritiker seiner eigenen Filme nicht immer ganz so sehr auf den Punkt wie sein französischer Gesprächspartner, nennt den Film schlicht "Eine Katastrophe" (ibid.) und wechselt sofort ins Anekdotische. Das Anekdotische bei Hitchcock ist ein eigenes Thema, über das ich später gesondert schreiben werde. Es bringt stets seinen Unwillen zum Ausdruck, über das eigentlich Filmische zu sprechen. Das Anekdotische bei Hitchcock ist immer eine Ersatz- oder Übersprungshandlung . Die Reflexhaftigkeit dieses Ausweichmanövers lässt sich entweder als einstudiert verstehen (womit die Anekdote Teil der Kunstfigur "Alfred Hitchcock" wird) oder als authentischer Ausdruck eines Unwillen

Hitchcock #014: Rich and Strange (1931), oder: Reich an strangen Ideen

Die Katastrophe schweißt das Ehepaar wieder zusammen: Fred und Emily im Eheglück (von kurzer Dauer) Warte mal. Der Held dieses Films von AlFRED Hitchcock heißt FRED? Und seine Ehefrau Emily Hill (was nicht ohne Ähnlichkeit zu Alma Reville ist). Das ist doch nicht am Ende ein biografischer Film über die Ehe der Hitchcocks ? Und tatsächlich wird er oft als solcher gelesen, als "a more personal movie" (Callahan 44), als ein "privater Blick auf den Menschen hinter der Persona Hitchcock "  (Kriest 268), und als "one of his most openly autobiographical films" (Donald Spoto), dessen Verständnis, so Spoto weiter, "some kind of biographical Rosetta stone" erfordere - eben das Wissen um die Ehe von Alfred und Alma. Aber langsam, langsam! Wir wissen schließlich, der Autor ist tot ( Barthes ), jeder Schluss auf seine Intention ein Fehlschluss ( Wimsatt/Beardsley ) und der Autor selbst ohnehin nur eine diskursive Funktion ( Foucault ). Hüten wir uns also, Ric

Hitchcock #013: The Skin Game (1931), oder: Was soll das Theater, Hitch?

Am Ende wird doch gefällt: The Skin Game John Galsworthy (1867-1933) schrieb das Theaterstück , auf dem dieser Film von Alfred Hitchcock basiert. Ein Jahr nach Veröffentlichung des Films  The Skin Game   gewann Galsworthy den Literaturnobelpreis "for his distinguished art of narration which takes its highest form in The Forsyte Saga ". Ein weiteres Jahr später, 1933, starb Galsworthy im Alter von nur 65 Jahren. Nun ist sein Stück The Skin Game  keinesfalls so bedeutsam wie seine als  Forsyte-Saga bekannte Roman-Trilogie, die explizit von der Schwedischen Akademie aus dem Gesamtwerk Galsworthys hervorgehoben wurde (wobei die Urteilsbegründungen der Schwedischen Akademie in diesen Jahren oft sehr kleinlich wirkten, Thomas Mann  zum Beispiel erhielt ihn auch "principally for his great novel, Buddenbrooks ", so als ob er den Zauberberg oder die frühe Fassung von Felix Krull oder die Novellen  Tonio Kröger und Der Tod in Venedig nicht geschrieben hätte...).  Nun al

Hitchcock #012: Murder! (1930), oder: Die ganze Welt ist Bühne

Fanes Trapez-Akt in Frauenkleidern: Der buchstäbliche Tanz auf dem Drahtseil "Hitchcock's inventiveness, subtlety, and profundity in Murder! was as great as his boredom had been in Juno," schreiben Eric Rohmer und Claude Chabrol in ihrem Buch Hitchcock: The First 44 Films . Das lässt hoffen, dass nach dem bislang schlechtesten Hitchcock-Film, Juno and the Paycock , nun wieder ein guter kommt.  Meine Erinnerungen an Murder! waren vage, ich hatte ihn vor sehr langer Zeit, vermutlich als Teenager zum ersten und einzigen Mal gesehen (vermutlich sogar in der Fassung mit deutschen Schauspieler*innen, Mary). Da das Vergehen meiner illegal angefertigten VHS-Kopien aus den frühen 90ern verjährt ist, kann ich auch gestehen, dass ich mich erinnere, den Film aus der Stadtbücherei ausgeliehen und kopiert zu haben. Warum ich ihn dann jedoch, anders als die anderen Hitchcock-Filme, kein weiteres Mal aus meinem VHS-Kassetten-Regal gezogen und angesehen habe, weiß ich nicht, denn er ist