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Hitchcock #025: Foreign Correspondent (1940), oder: Europa ertrinkt

Die brutale Ermordung Van Meers (Albert Bassermann) durch einen Schuss ins Gesicht zeigt die Grausamkeit der Welt, in der der Film spielt

Foreign Correspondent
(dt. Der Auslandskorrespondent) ist Hitchcocks zweiter Hollywood-Film und obwohl Hitch 1940 unter Vertrag von David O. Selznick steht, wurde dieser Film nicht von Selznick, sondern von Walter Wanger produziert. Der hatte vier Jahre zuvor die Filmrechte an den preisgekrönten Memoiren eines bekannten Auslandskorrespondenten namens Vincent Sheean, Personal History, erworben und zahlreiche Drehbuchautor*innen beauftragt, ein Drehbuch daraus zu machen. 

Als im September 1939 der Krieg ausbricht, gestaltet sich die Finanzierung des Films als schwierig, da US-amerikanische Banken sich weigern, Wangers Produktionsfirma Geld zu verleihen: ein solches Unterfangen gefährde die US-amerikanische Neutralität. Das führt zu Verzögerungen (und einem rasanten Anstieg der Produktionskosten). Ein Regisseur muss her. Und da kommt es Wanger gerade recht, dass Selznick den 41-jährigen Alfred Hitchcock nach Amerika geholt hatte. 

Der Produzent Wanger hatte ebenso ein Auge auf Hitchcock geworfen, wie es das Publikum hier in Foreign Correspondent tun kann. Hitchcocks Cameo ist in diesem Film nicht schwer zu entdecken, er läuft Zeitung lesend neben Joel McCreas Figur Jones über die Straße

Wanger leiht Hitch von Selznick aus (wer an den genauen Vertragsmodalitäten interessiert ist, kann sie bei Donald Spoto [255-257] nachlesen) und Hitch beginnt im November 1939 für Wanger zu arbeiten. 

Der Regisseur dürfte sehr froh gewesen zu sein, in Wanger einen Produzenten zu finden, der sich, anders als zuvor Selznick bei Rebecca, herzlich wenig in die künstlerische Arbeit einmischte (Adair 71). Der fertige Film, soviel sei an dieser Stelle schon gesagt, hatte dann mit den von Wanger ursprünglich gekauften Memoiren Sheeans kaum noch etwas zu tun. 

Das ist bemerkenswert, denn, obwohl die meisten Leute sagen würden, dass Rebecca ein besserer Film als Foreign Correspondent ist (meine Meinung dazu lässt sich hier nachlesen), fühlt sich Foreign Correspondent deutlich frischer und mehr nach Hitchcock an, als Rebecca. Der Film fühlt sich mehr nach Young and Innocent oder The Lady Vanishes an, als nach Rebecca und man spürt, dass Hitchcock mehr Vergnügen an den Dreharbeiten hatte, als bei seinem vorherigen Film. Man spürt, dass Hitchcock hier freier schalten und walten konnte, als zuvor bei Rebecca. Kurz, man spürt einen echten Hitchcock-Film bei Foreign Correspondent.

Inhaltsangabe

Sommer 1939, Krieg liegt in der Luft. Doch alles, was Mr. Powers (Harry Davenport), Herausgeber des New York Morning Globe, von seinem Auslandskorrespondenten Stebbins (brüllend komisch: Robert Benchley) bekommt, sind nichtssagende Nachrichten. Powers beschließt, einen unverbrauchten Reporter nach Europa zu schicken und wählt dafür John Jones aus (äußerst charmant gespielt von Joel McCrea).

In London angekommen, trifft Jones auf Mr. Fisher (Herbert Marshall), den Leiter einer paneuropäischen Friedensbewegung und dessen Tochter Carol (hervorragend gespielt von Laraine Day), in die er sich auf der Stelle verliebt.

Die Ermordung van Meers durch den falschen Fotografen. Der Schuss ins Gesicht ist auch nach heutigen Standards brutal (innerhalb der Erzählung ist er plausibel, da niemand erkennen soll, dass dieser Mann nicht der echte Van Meer war)

Es gelingt Jones, mit der wichtigsten europäischen Stimme der Friedensbewegung, Mr Van Meer zu sprechen (Albert Bassermann, ein deutscher Shakespeare-Darsteller unter Max Reinhardt, der schon Jahre zuvor vor den Nazis ins Ausland gegangen war). Kurz darauf, in Amsterdam, wird Jones Zeuge, wie dieser Van Meer öffentlich auf einer Treppe im Regen erschossen wird. 

Bei diesen holländischen Windmühlen verliert Jones die Spur des Mörders

Er verfolgt den Schützen zusammen mit Carol und einem anderen Reporter namens Scott FFolliott mit zwei "F" am Anfang (der großartige George Sanders, der auch zuvor in Rebecca mitgespielt hatte). Auf dem platten Land verlieren sie die Spur der Gangster. Jones will seiner Spürnase nachgehen und in einer Windmühle nach ihnen suchen, während die anderen beiden die Polizei holen.

In der Windmühle sind tatsächlich die Gangster, die dort den echten Van Meer gefangenhalten, um eine geheime Vertragsklausel aus ihm herauszubekommen (der typische Hitchcock-MacGuffin). Doch als Jones später mit der Polizei zur Windmühle zurückkehrt, ist diese verlassen.

Klassischer Hitchcock-Suspense. Der vermeintliche Leibwächter Rowley (Edmund Gwenn, rechts) entpuppt sich als Schurke und will den ahnungslosen Jones (links) vom Turm der Londoner Westminster Cathedral stoßen

Nun seinerseits auf der Flucht vor den Gangstern verlieben sich Carol und Jones ineinander und planen ihre Hochzeit. Es stellt sich jedoch heraus, dass Carols Vater in Wahrheit ein Spion ist (für die Nazis vermutlich, auch wenn der Film das nicht ausspricht). Nach zahlreichen Abenteuern finden sich alle an Bord eines Flugzeugs wieder, das von den Nazis abgeschossen wird. Fischer opfert sich, damit die Überlebenden des Absturzes sich sicher an die Tragfläche des Flugzeugs hängen können. 

Finale auf hoher See: Die Überlebenden klammern sich an einen abgerissenen Flugzeugflügel

Der Film endet damit, dass Jones über Radio mitten während eines Luftangriffs auf England eine Rede hält, die Amerika zum Kriegseintritt bewegen soll.

Hitchcocks Propaganda-Film?

Der Film hält nicht hinter dem Busch, welche Themen ihn interessieren. Da ist der Gegensatz zwischen politischen Amateuren und Profis; da ist die Frage von Neutralität oder Kriegseintritt; da ist die Frage vom Öffentlichen und Privaten. Zudem hat der Film auf manche dieser Fragen recht klare Antworten, etwa in der finalen Ansprache von Jones, zu der die Nationalhymne der USA gespielt wird. Diese Schlussszene wurde zwei Monate nach Ende der eigentlichen Dreharbeiten auf Wunsch von Wanger nachgedreht, "[who] wanted to incorporate the predicted bombardment of England into Foreign Correspondent," womit der Film tatsächlich am Puls der Zeit war, als am 10. Juli 1940 die Luftschlacht um England begann. "A new final scene was hastily written and filmed [...]. Only a few days after the scene was filmed, the real bombing of Britain began" (Adair 71-72). 

"Keep those lights burning. [...] America, hang on to your lights. They're the only lights left in the world." Der im Juli 1940 eilig nachgedrehte Epilog soll die USA zum Kriegseintritt bewegen.

Gleichwohl ist Foreign Correspondent kein Propagandafilm im Stile der späteren Why We Fight-Filme. Hitchcocks Film unterläuft jede "banale Gut/Böse-Polarisierung" (Pavlovic 305), gerade indem er Carols Zerrissenheit in den Mittelpunkt stellt. Sie muss sich entscheiden zwischen ihrem Vater, den sie liebt, der aber ein Verräter ist und John, den sie auch liebt, der aber das Ende ihres Vaters herbeiführen wird. 

In dieser Zerrissenheit sieht Slavoj Žižek den Kern dessen, was er Hitchcocks "Modernismus" nennt. Diese Filme der 1940er seien "thematisch zentriert auf die Perspektive der weiblichen Heldin, die durch eine zweideutige (teuflische, impotente, obszöne, gebrochene...) Vater-Figur traumatisiert wird" (16). Die Frau sei, so Žižek weiter, "zwischen zwei Männern gespalten [...], der ältlichen Figur eines Schurken (ihrem Vater [...]) und dem jüngeren, in gewisser Weise faden 'good guy', den sie am Ende wählt" (16). 

Am Ende muss sich Carol entscheiden: Für ihren Verlobten Jones (Mitte) oder ihren Vater (rechts)

Was die Fadheit des "good guy" angeht, tappt Žižek hier in die Falle, Hitchcocks eigenem Missfallen an McCrea auf den Leim zu gehen (Hitchcock: "Er ist etwas schlaff" [Truffaut 123]). Hitch war insbesondere dann enttäuscht von den männlichen Schauspielern, wenn er seinen Erstwunsch nicht bekam (was bei Foreign Correspondent der Fall war). McCrea macht seinen Job hervorragend und steht Cary Grant in den späteren Hitchcock-Filmen um nichts nach. Das macht die Zerrissenheit in Foreign Correspondent noch intensiver. Carols finale Wahl ist keine schlechte, keine bürgerliche, kein fauler Kompromiss. Aber ihre Entscheidung bringt ihr ein gerüttelt Maß an Freud und Leid. Im Krieg, so der Film letztlich, verlieren alle immer. Selbst wenn sie dabei etwas gewinnen.

Treppen, holländische Windmühlen und das gewaltige Meer

Der Film hat, wie man landläufig so sagt, wenn man Filme unspezifisch loben will, "schöne Bilder", er ist "schön aufgenommen". Zu solch allgemein formulierten und damit natürlich recht nichtssagenden Floskeln wird immer dann verlegen gegriffen, wenn man sonst nichts Substanzielles über den Film zu sagen weiß. Es trifft auf Foreign Correspondent aber durchaus zu, dass er "schöne Bilder" hat und ich möchte gerne auf drei Szenen genauer blicken, um das zu belegen.

Links: Der Mord am vermeintlichen Van Meer. Rechts: Der Mörder entkommt ungesehen durch die Menge der Regenschirme

Der Mord am vermeintlichen Van Meer ereignet sich in Amsterdam an regennassem Tage auf einer Treppe. Treppen sind ein beliebtes Filmmotiv. Man denke nur an die berühmte Treppen-Szene in Sergei Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin (1925) (YouTube), die Brian De Palma später in The Untouchables (1987) zitieren wird (YouTube) (und die, das sei der Vollständigkeit halber erwähnt, in Peter Segals Naked Gun 33⅓: The Final Insult brüllend komisch parodiert wird [YouTube]). 

Berühmte Treppenszenen mit Kinderwagen: Panzerkreuzer Potemkin, The Untouchables und Naked Gun 33 1/3, wo der Kinderwagen ein Rasenmäher ist (v.l.n.r.) – Klicken zum Vergrößern

Treppen in Filmen sind Orte von Konflikten und Kämpfen und Ermordungen (Beispiele: die Ermordung Arbogasts in Hitchcocks Psycho, die geworfene Kettensäge in Mary Harrons American Psycho und, etwas weniger blutig, die berühmte Fechtszene mit Errol Flynn auf der Treppe in The Adventures of Robin Hood von Michael Curtiz und William Keighley). Das hat sicherlich mit der hierarchischen Struktur des Oben/Unten zu tun, die Treppen darstellen, mit dem Auf und Ab. 

Die Treppe im verregneten Amsterdam ist der zentrale Wendepunkt des Films: Hier wird sich der Mord ereignen

Und so steht der Mörder in Foreign Correspondent, getarnt als Fotograf, auch oben und sein Opfer, der vermeintliche Van Meer unten. Nach dem Schuss auf Van Meer entkommt der Täter durch ein Meer an Regenschirmen, gehalten von der schaulustigen Menge. Jones kann nur deshalb seinen Weg erahnen, weil er oben auf der Treppe bleibt und die leichten Bewegungen im Meer aus Schirmen registriert. Das jedoch zum Preis, dem Täter einen gehörigen Vorsprung zu gewähren. Diese Szene, so Hitchcock, war sein visueller Ausgangspunkt für den Film, der "Mörder, der zwischen den Regenschirmen verschwindet" (Truffaut 123).

Holland? Also Windmühle!

Wer Holland sagt, muss auch Tulpen sagen. Nur, dass die im Schwarzweiß-Film nicht die Farbpracht entfalten können: "also Mühlen und Regenschirme" (Truffaut 124). Regenschirme hatten wir schon, also nun die Windmühlen. Wie erwähnt gelingt es dem Mörder hier, seine Verfolger abzuschütteln. Um die Wahrscheinlichkeit der Szene ist es nicht weit her: Wieso führt der Mörder die Verfolger zu dem Ort, wo der echte Van Meer gefangen gehalten wird? Wieso stellt niemand von den Gangstern Wachen auf (die Verfolger stehen schließlich direkt und gut sichtbar vor der Mühle)? Wieso warten die Gangster nicht, bis die Verfolger weg sind, bevor sie das (deutliche) Zeichen an das Flugzeug geben? Man merkt schnell, dass Hitchcock hier sehr unaristotelisch den Plot komplett dem Visuellen opfert (für Aristoteles war das Visuelle, die opsis, bekanntlich das Unwichtigste am Drama). 

Mit ihren zerrupften Flügeln verbinden die Windmühlen das alte Europa mit dem neuen, da schließlich hier die Gangster sind, die alles daran setzen, einen europäischen Krieg auszulösen. Die Ruhe und Gleichmäßigkeit, mit der sich die Flügel im Wind drehen, steht im Kontrast zu dem Sturm, den die Gangster heraufbeschwören wollen. Kurz: Das Bild der Windmühle fügt sich hervorragend in die Handlung von Foreign Correspondent ein. Hitchcock findet für seinen Film nicht nur schöne Bilder, sondern auch passende.

Das Flugzeug stürzt ins Meer, während die Kamera durch das Cockpit filmt, ohne das geschnitten wird. Für 1940 ein beachtlicher Spezialeffekt

Die dritte visuell beeindruckende Szene ist fraglos der Flugzeugabsturz. Flugzeuge stürzen bei Hitchcock gerne ab. Schon in Champagne versinkt ein Flugzeug im Meer (siehe meinen Artikel dazu), in North by Northwest stürzt das Flugzeug, das Cary Grant verfolgt, ab und geht in Flammen auf. In Foreign Correspondent findet das dramatische Finale im Flugzeug statt, in dem sich alle Hauptfiguren versammelt haben und das von einem Kriegsschiff abgeschossen wird. Hitchcock filmt ohne zu Schneiden durch das Fenster des Cockpits, als das Flugzeug ins Meer stürzt. 

Zwei Drittel des Bildes werden vom Wasser ausgefüllt

In der Dick Cavett-Show hat er später ausführlich geschildert, wie er das technisch realisiert hat (siehe hier): Eine Mischung aus Rückprojektion (von einer zuvor gefilmten Beinahe-Kollision mit Wasser), zwei große Wassertanks à 12.000 Liter und eine auf Knopfdruck zerplatzende Leinwand aus Reispapier. Hitchcock zu Dick Cavett: "It was very simple". Der Aufwand, den Hitchcock für diese wenigen Sekunden Film betrieben hat, hat sich gelohnt, die Szene ist selbst 80 Jahre später immer noch sehr beeindruckend. 

Bei der Flucht über das Dach des "Hotel Europe" beschädigt der Held des Films versehentlich die Leuchtreklame des Hotels, so dass über den Dächern der Stadt nun "Hot Europe" zu lesen ist, was den Ereignissen der dargestellten Zeit (Sommer 1939) entspricht

Das Wasser wird hier als reinigende Kraft eingesetzt, das insbesondere die bösen und zweideutigen Charaktere an Bord beseitigt. Die Heftigkeit stellt die Größe des Unterfangens dar, den Krieg zu gewinnen. Wir wissen zwar, dass die Nazis den Krieg verloren haben, aber wir dürfen nicht vergessen, dass 1940 überhaupt nicht klar war, welchen Ausgang der Krieg nehmen würde. Hitchcock jedoch war bewusst, dass der Krieg gewaltige Ausmaße annehmen würde und findet in der Urgewalt des Meeres den passenden visuellen Ausdruck dafür.

Fazit

Der Film ist leichter, trotz des schwierigen Themas. Es geht um Krieg, Spionage, Verrat, Intrige, Mord und Folter. Und dennoch ist Foreign Correspondent seelenverwandt mit "leichten" Filmen wie Young and Innocent oder The 39 Steps (Adair 70). Dafür sorgt das Drehbuch, dass das Private in den Vordergrund stellt – und somit auch die Liebesgeschichte zwischen Carol und John. 

Und die Schauspieler von Carol und John sorgen wiederum dafür, dass der Film niemals zu ernst wird und stattdessen beschwingt und leichtfüßig bleibt. Wenn Laraine Day lächelt, geht die Sonne auf. Und McCrea muss sich nur deshalb den Vorwurf machen lassen, kein Cary Grant zu sein, weil dieselbe Art von Rolle in Hitchcocks Filmen später eben so großartig von Grant gespielt wurde – darum ist McCrea jedoch kein bisschen weniger überzeugend.

So führt der Film den Zeitungsmenschen Jones ein: Er zerschneidet Zeitungen aus Langeweile...

Visuell überzeugen kann Hitchcock vor allem in den Szenen in Holland. Regen, Regenschirme, Windmühlen, Fahrräder. Das meiste davon natürlich im Studio gedreht. Aber es sieht trist aus und kalt und hoffnungslos. Holland: Der perfekte Ort für einen Mord.

Wahrscheinlichkeiten: Man kann es sich einfach machen und auf Hitchcocks Abneigung gegen Wahrscheinlichkeiten im Film verweisen. Zu Foreign Correspondent sagte er zu Truffaut, er habe "auch dieses Mal der Wahrscheinlichkeit nicht erlaubt, ihr hässliches Haupt zu erheben" (125). Wir können auch bewundern, wie geschickt Hitchcock das Tempo seiner Filme ansetzt, damit keine Ruhepause entsteht, in der das Publikum darüber nachdenken könnte, dass das Geschehen auf der Leinwand doch eher unwahrscheinlich sei. Aber bei Foreign Correspondent sind die Unwahrscheinlichkeiten zum Teil sehr hoch (zu hoch?) und Hitch verlangt von uns eine Menge "willing suspension of disbelief", wie Coleridge das nannte. Dass sich die Hauptfiguren quer durch Europa immer wieder treffen; dass Jones einfach so auf Van Meer trifft; dass ein Double erschossen wird, ohne dass das später (im Krankenhaus, bei der Polizei) jemandem auffällt usw. 

Trotz seiner Schwächen und trotz seiner gelegentlichen Längen ist Hitchcocks Foreign Correspondent ein zu Unrecht von der Kritik als "B-Film" gescholtener Film (so Truffaut zu Hitchcock [Truffaut 122]). Ich habe Rebecca etwas frech nur 5 Messer gegeben. 

Und ich gestatte mir für diesen Film eine weitere eigenwillige Bewertung und gebe Foreign Correspondent 7 Messer, womit er in Gesellschaft von z.B. Young and Innocent und dem ersten The Man Who Knew Too Much (1934) ist (die Übersicht über meine Wertungen findet man hier), mit denen der Film eine Seelenverwandtschaft hat. Ich mag ihn, schaue ihn regelmäßig gern und halte ihn für sehr gelungen. Foreign Correspondent war für Hitchcock und seinen Produzenten Wanger ein teurer Film. Ein guter Film, ist es geworden. Er verdient mehr Aufmerksamkeit.

Films Mentioned

Works Cited (alphabetische Sortierung)

Bildnachweise: Ich bin nicht der Rechteinhaber der hier wiedergegebenen Bilder. Keine Verletzung von Urheberrechten beabsichtigt. Bildzitate nach "fair use"-Regelung. 

Sie möchten diesen Artikel zitieren? Hier ist das Format nach MLA (9th ed.):
Kronshage, Eike. "Foreign Correspondent (1940), oder: Europa ertrinkt." Hitchcock: Rewatch 2022, 20.09.2022, https://hitchcock22.blogspot.com/2022/09/foreign-correspondent-1940.html.

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